Grafik-Entwürfe in 5 Schritten bewerten
So erkennen Sie gutes Logo-Design: Erstens ist die Verwendbarkeit wichtig. Zweites sind Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit entscheidend. Drittens sollte das Konzept zum Unternehmen passen und viertens ist es wichtig, die Zielgruppen anzusprechen.
Beachtenswert ist außerdem das Umfeld. Damit sind die Vorgeschichte, der Mitbewerb und die rechtlichen Rahmenbedingungen gemeint.
In der weiteren Folge geht es in diesen Text um zusätzliche gestalterische Elemente, denn das Logo ist nur ein Baustein eines gelungenen Designs. Sollten Freunde und Familie mitentscheiden? Davon handelt der letzte Absatz.
1 An alle
Verwendungen denken
Professionelles Design lässt sich skalieren
Zu den technischen Kriterien eines guten Logos gehört zum Beispiel die Skalierbarkeit: Wirken Schriftzug und Symbol auch in kleinen Anwendungen? Bleibt der Wortlaut lesbar, wenn sich das Zeichen unter vielen anderen in einer schmalen Leiste befindet oder ist eine Variante für diese Anwendungen vorgesehen?
Oft ist ein kompaktes Logo günstig, also eines, das etwa dieselbe Länge und Breite aufweist. Wenn das nicht der Fall ist, sollte sowohl eine hochformatige als auch eine querformatige Version vorgesehen sein.
Beispiel für die Skalierbarkeit eines Logos: Hochformat, Querformat und Schwarz-Weiß-Variante
Diese Formate sollten Sie zur Verfügung haben
Das wichtigste Format für Ihr Logo ist eine pdf-Vektordatei. Vektordatei bedeutet, dass das Zeichen aus Linien und Flächen aufgebaut ist. Sie können es dann auf jede Größe skalieren und ohne Qualitätsverlust drucken. Für Web und Social Media ist es sinnvoll, wenn sowohl png- als auch jpg-Dateien zur Verfügung stehen. Png-Dateien haben den Vorteil, dass sie ohne Hintergrund eingefügt werden können.
Ist eine Schwarz-Weiß-Variante vorgesehen?
In Zukunft werden Sie das Logo auch in einer Schwarz-Weiß-Variante benötigen, zum Beispiel für einen Stempel. Meist ergibt sich diese Abwandlung problemlos, doch bei einigen Designs muss man auch diese Darstellungsform mitdenken.
Den Entwurf im konkreten Einsatz überprüfen
Bevor die Entscheidung fällt, ist es hilfreich, das Design im Gebrauch zu sehen. Ein Beispiel dafür ist eine Fotomontage, die eine Plakatwand zeigt. Wenn Sie das Symbol testweise auf Ihrer Website einbinden, können Sie auch die kleine Darstellung des Logos in der Mobilversion überprüfen.
2 Einzigartige und unverwechselbare Elemente bleiben im Gedächtnis
Ein gutes Logo enthält eine neue Idee. Ein Beispiel: Unzählige Winzer verwenden eine Weintraube auf den Etiketten. Mit diesem Symbol ein charakteristisches Erscheinungsbild für einen Betrieb dieser Branche zu entwickeln, wird deshalb nicht ganz einfach sein. Ausnahmen kann es jedoch geben: Für den konkurrenzlosen Installateur in der Stadt sind die Farben Rot und Blau vielleicht doch das Richtige. Dasselbe gilt für den einzigen Schuster weit und breit, der als Symbol den Schuh wählt.
Beispiel für Unverwechselbarkeit
3 Ein gutes Logo
passt zum Unternehmen
Ein gutes Logo sollte das Wesen Ihres Betriebs wiederspiegeln. Deshalb geht es im Laufe des Gestaltungsprozesses darum, Stimmungen einzufangen und herauszuarbeiten, was Ihre Angebote einzigartig macht. Ein optimales Ergebnis ist zeitlos und passt gut zum Unternehmen.
Moodboards, das sind Sammlungen von Bildern und Texten, eignen sich als Werkzeug, um einen Betrieb in seiner Einzigartigkeit darzustellen. Als ich mich vor einigen Jahren selbstständig machte, kaufte ich ein geradezu riesiges Whiteboard. Wenn es nun darum geht, ein Design zur gestalten, dann sammle ich hier Fotos, Farben und ergänze sie mit Worten und Assoziationen. All das soll zusammenfassen, was ein Unternehmen ausmacht. Diese Herangehensweise eignet sich gut, um schon vor Beginn der Arbeit herauszufinden, in welche Richtung es gehen soll.
Beispiel für ein Moodboard: Was passt zum Unternehmen? So bilden Sie es ab!
4 Ein gutes Logo
spricht die Zielgruppen an
Wer sind Ihre Kundinnen und Kunden? Diese Frage ist die wichtigste bei der Logo-Auswahl. Wenn Ihnen nun in den Sinn kommt, dass Sie alle Personen ansprechen wollen und niemanden ausschließen, dann sind sie mit Ihrer Meinung nicht allein. Doch dieser Zugang hat einen Haken – denn wer alle erreichen will, spricht keinen an.
Wie grenzt man also Zielgruppen ein, wenn keine Daten zur Verfügung stehen? Fiktive Persönlichkeiten sind eine bewährte Methode. Stellen Sie sich ihre Kunden vor. Wer ist besonders markant und repräsentativ? Vielleicht sprechen Sie derzeit jemanden noch nicht an, den sie in Zukunft gewinnen wollen? Wenn Sie zum Beispiel fünf konkrete Persönlichkeiten vor Augen haben, fällt die Entscheidung für oder gegen ein Design oft von selbst.
Ein anderer Zugang, um Zielgruppen zu definieren sind Soziale Milieus und nicht zuletzt ist es dann doch ganz einfach die Demographie. Einer meiner Kunden aus der Baubranche stellte zum Beispiel fest: Seine Ansprechpartner sind fast immer Paare im Alter zwischen 25 und 40 Jahren mit mittlerem bis hohem Einkommen. Auch diese Eingrenzung hilft bei der Auswahl des Designs.
Eine abschließende Bemerkung zu den Zielgruppen-Definitionen: Wenn Sie bestimmte Personengruppen ansprechen, heißt das noch nicht, dass Sie alle anderen auf diese Weise ausschließen. Eine Schokolade beispielsweise, die für Kinder designt ist, findet vielleicht ebenso bei den Eltern Anklang.
Beispiel für die Ansprache von Zielgruppen: Folder mit zwei Coverseiten
5 Geschichte und Umfeld
Nicht gleich alles über Bord werfen
Wenn Sie bereits seit vielen Jahren ein Logo verwenden, dann sollte diese Tatsache in die Gestaltung einfließen. Vielleicht schlägt Ihr Unternehmen nun eine ganz andere Richtung ein, dann ist ein neues Design eine gute Idee. Wenn nicht, dann geht es darum, zu prüfen, ob die bestehenden Grundlagen verwendbar sind und sich für zeitgemäße Anwendungen weiterentwickeln lassen. Ein gutes Logo muss heute zum Beispiel auch in kleiner Größe einsetzbar sein, zum Beispiel auf der Website oder auf der Facebookseite am Smartphone. Oft spielt deshalb beim Redesign das Vereinfachen eine große Rolle.
Wer ist noch am Markt?
Nicht zuletzt sollten Sie bei der Entscheidung für ein Logo auch Ihren Mitbewerb in die Überlegung einbeziehen. Können Sie sich zum Beispiel durch die Farbwahl abgrenzen?
Beachten Sie Urheberrecht und verbotene Zeichen
Als letzter Punkt sei noch erwähnt, dass ein gutes Logo weder urheberrechtliche noch strafrechtliche Probleme aufwerfen darf. Daher ist es wichtig, zu recherchieren, bevor die endgültige Entscheidung fällt. Erst im Oktober 2018 hat das österreichische Parlament 15 zusätzliche Symbole verboten.
Uni Salzburg/Bisher verbotene Zeichen
Für Österreich ist das Patentamt eine gute Quelle. Wenn Sie europaweit recherchieren möchten, dann gibt es ein Tool, dass es erlaubt, Bilder von Designs direkt hochzuladen und dann ähnliche Entwürfe anzeigt.
Markensuche in Bild und Text von Euipo (European Union Intellectual Property Office)
Beispiel für Einzigartigkeit
Das Logo ist nur
ein Teil des Designs
Ein gutes Logo ist nur ein Baustein der Gestaltung. Daneben zählen noch weitere Elemente zum Werbeauftritt eines Unternehmens.
Wichtig sind zum Beispiel Schriften. Manche wirken nüchtern, andere verspielt, wieder andere nostalgisch. Hier die richtige zu finden, erfordert Erfahrung. Sind längere Texte vorgesehen, dann gilt als Faustregel: Verwenden Sie im Zweifelsfall für den Fließtext keine extravagante Variante, denn das Lesen fällt in gewohnten Schriftbildern leichter. Für das Lesen in kleinen Größen, zum Beispiel auf Verpackungen, gibt es geeignete Schriften. Besonders einheitlich wirkt Ihr Werbeauftritt, wenn Sie im Web dieselbe Schrift verwenden wie auf den Drucksorten. Für den Fließtext eignen sich nur Fonts, die in mehreren Schnitten verfügbar sind, also zum Beispiel in regular, bold, semibold, italic (=kursiv) und light. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Schriften genauso zum Unternehmen passen sollten wie das Logo.
Außerdem ist es sinnvoll, sich Gedanken über die Bildsprache zu machen. Lässt sich hier ein roter Faden finden, zum Beispiel durch Motivwahl oder Fotofilter? Nicht zuletzt sind es zusätzliche Design-Elemente passend zum Logo, die den Auftritt abrunden.
Beispiel für ein zusätzliches Design-Element. Anwendung auf einem Roll up
Freunde und Familie fragen, aber nicht entscheiden lassen
Drei Entwürfe, drei Freunde und drei Meinungen: Das kann passieren, wenn Sie Logo-Entwürfe im Freundes- oder Familienkreis abtesten. Doch auch wenn alle Angesprochenen zum selben Schluss kommen, sagt das noch nichts aus. Denn erstens haben die Personen, die sie befragt haben, vielleicht gar nichts mit Ihrer Zielgruppe zu tun. Zweitens wäre ein viel größere Personenkreis notwendig, um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten. Für einen Klein- oder Mittelbetrieb liegt ein solcher Test meist außerhalb des Budgetrahmens.
Trotz dieser Einwände ist es eine gute Idee, die Entwürfe im Bekanntenkreis zu zeigen. Denn manchmal gibt es unpassende Assoziationen, die weder Ihnen noch der Gestalterin oder dem Gestalter in den Sinn gekommen sind. Vielleicht wirkt trotz Recherche das Logo eines anderen Unternehmens zu ähnlich. Hier kann Feedback hilfreich sein. Die Entscheidung für oder gegen einen Entwurf sollten Sie allerdings nicht davon abhängig machen – denn nur so erkennen Sie gutes Logo-Design: Es ist verwendbar. Es ist einzigartig. Es passt sowohl zum Unternehmen als auch zu den Zielgruppen und es nimmt auf das Umfeld Rücksicht.